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Remote Team Leader – erfolgreich führen aus der Ferne

Remote Team Leader müssen Digital Leadership auf eine neue Ebene bringen: Persönliche Treffen finden nur selten oder vielleicht sogar nie statt. Die Belegschaft ist über das ganze Land oder eventuell durch Offshoring auch darüber hinaus verteilt. Unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Arbeitsbedingungen prägen die Zusammenarbeit (so denkt man zumindest). Wie gelingt Leadership unter diesen Voraussetzungen für Führungskraft und Team?

New Work ist längst kein Ausnahmekonzept mehr und hat sich auch nach Corona in vielen Unternehmen etabliert. Mitarbeitende schätzen die Flexibilität, zumindest einige Tage im Monat von zu Hause arbeiten zu können. Leader stehen vor der Herausforderung, ihren Führungsstil an die neue Realität anzupassen. Sie müssen Remote Team Leader werden.

Wie erhalte ich den Kontakt? Wie gestalte ich erfolgreiche, effiziente Kommunikation? Wie überprüfe ich Ergebnisse? Digitalen Leadern fällt die Umstellung vermutlich leichter als jenen, die bisher klassisch ein Team vor Ort gemanagt haben. Aber nehmen Sie die Herausforderung an, erwartet Sie als erfolgreicher Remote Team Leader eine angenehme Zusammenarbeit, die von Vertrauen und Flexibilität geprägt ist und unterschiedliche Charaktere individuell berücksichtigt.

Remote Team Leadership wird auch als Distance Leadership oder Virtual Leadership bezeichnet. Die Globalisierung ist ein starker Treiber dieses Führungsstils. Grundsätzlich kann das Führen auf Distanz mit verschiedenen Kommunikationsmitteln realisiert werden – heute werden Telefon, Collaboration-Tools und Videokonferenz-Software am häufigsten eingesetzt.

Absprachen von Prozessen, Meetings oder Feedbackgespräche – alles läuft jetzt remote, selbst der Kaffee-Talk zwischen Tür und Angel. Das birgt Chancen und Herausforderungen gleichermaßen.

Risiken von Remote Work

Wer bisher gewohnt war, jederzeit zum Arbeitsplatz der Kollegen gehen zu können und nach dem aktuellen Stand von Projekten zu fragen, befürchtet als Remote Team Leader jetzt gleich mehrere Szenarien:

  • Kontrollverlust

  • Isolation im Homeoffice

  • Die Grenzen zwischen Privatem und Geschäftlichem verschwimmen, so dass sowohl Konzentration als auch Erholungsfaktor zu kurz kommen können

  • Teambuilding ist erschwert, neue Mitarbeitende werden unzureichend integriert

  • Es fehlt das Bewusstsein, für ein gemeinsames Ziel zu arbeiten, in der Folge sinkt die Motivation

  • Eingeschränkte Kommunikation, noch einmal verstärkt, wenn sehr flexible Arbeitszeiten oder gar Ortszeiten im Team bestehen

  • Kreative Impulse kommen zu kurz, weil keine spontane Kommunikation besteht

  • Andere sind nicht erreichbar, wenn man sie braucht – während Teammitglieder häufig das Gefühl haben, sie müssen ständig zu erreichen (grüner Punkt) sein

Nicht alle Führungskräfte kommen mit diesen neuen Gegebenheiten gut zurecht. Es gibt aber einige Taktiken, die dabei helfen, darauf zu reagieren und Risiken zu minimieren. Für angehende Remote Team Leader gibt es nützliche Gedankenimpulse und Charaktereigenschaften, um sich der Herausforderung mit einem positiven Mindset zu stellen.

Chancen für virtuelle Arbeitsweisen

Die Risiken von New Work sind vielfältig, doch wenn man sie analysiert, stellt man fest: Virtuelles Arbeiten bietet ebenso große Chancen. Die Mitarbeiterzufriedenheit sinkt, wenn sie nicht ergriffen werden.
Remote Teams haben das Potenzial, diverser zusammengesetzt zu sein und somit viele verschiedene Perspektiven und Hintergründe einzubringen. Je höher der Homeoffice-Anteil, desto unabhängiger werden Arbeitnehmer bei der Wahl ihres Wohnorts. Sie können ländlich leben, wo die Mieten günstiger sind, benötigen weniger Einkommen für denselben Lebensstandard und sie sparen ohne Pendeln Lebenszeit und CO2 ein.
Für Remote Team Leader bedeutet das einen doppelten Vorteil beim Recruiting: Viele Arbeitnehmer in geeigneten Positionen setzen Remote Work voraus. Und die Mitarbeitersuche wird unabhängiger vom Standort, so dass man gegebenenfalls sogar Leute beschäftigen kann, die im Ausland arbeiten und dort geringere Löhne beziehen.

Offshoring ins EU-Ausland, auch Nearshoring genannt, nimmt dabei eine Sonderrolle ein. Beim Captive Nearshoring, eine besondere Form von Nearshoring, gibt es einen eigenen Standort mit eigenen Mitarbeitenden im Ausland. Der Talentpool wird noch einmal vergrößert, was den Fachkräftemangel hierzulande abfedern kann. Zudem gibt es einige EU-Länder, deren Fachkräfte besonders spezialisiert sind, etwa in der IT, und von deren Know-how Unternehmen profitieren können.

Weitere Vorteile von remote Teams:

  • Einsparen von Büroflächen und Arbeitsmaterialien

  • Mehr Transparenz und Automation durch digitale Kommunikation und Tools – Kontrollverlust ist also kein Muss!

  • Selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Arbeiten kann die Motivation steigern.

  • Dasselbe gilt für die dadurch etablierte Vertrauenskultur.

  • Für Remote Work wird ein zentraler Zugriff auf Ressourcen geschaffen. Die Datengrundlage kann ebenso als Basis für den Einsatz von KI dienen.

  • Flexibilität und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erhöhen die Zufriedenheit und senken eventuell die Krankheitsstände.

Eigenschaften eines guten Remote Team Leaders

Ein guter Remote Team Leader spielt eine zentrale Rolle im Erfolg von verteilten Teams. Für moderne Unternehmen ist es entscheidend, dass ihre Führungskräfte in der Lage sind, virtuelle Teams effektiv zu managen und die Zusammenarbeit zu maximieren.

Eine der wichtigsten Eigenschaften eines Remote Team Leaders ist daher Kommunikationsstärke. Da physische Treffen selten sind, muss der Leader klare, präzise und regelmäßige Kommunikation sicherstellen, um Missverständnisse zu vermeiden und den Informationsfluss aufrechtzuerhalten. Digitale Tools, wie Videokonferenzen, Instant Messaging und Projektmanagement-Software, sollten routiniert genutzt werden, um den Austausch zu fördern.

Führungskräfte sollten gut mit den Tools umgehen können und dem Team so ein inspirierendes Vorbild sein. Moderationskompetenz ist in der virtuellen Welt ebenso von Vorteil, da das Risiko besteht, dass mit zu vielen, zu ausufernden Meetings der fehlende Kontakt vor Ort kompensiert werden soll.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist Vertrauen. Ein Remote Team zu managen, bedeutet also auch, Vertrauen aufzubauen und zu erhalten, sowohl innerhalb des Teams als auch zwischen dem Team und den Stakeholdern im Unternehmen. Dies bedeutet auf Distanz ganz besonders: Man muss einen Vertrauensvorschuss geben können.

“Mit dem bedingungslosen Vertrauensvorschuss

signalisieren Sie, dass

alle dasselbe Ziel verfolgen und der

Teamgedanke gelebt wird.”

Payam Vassighi, Captive Nearshoring für den Mittelstand

Vertrauen geht Hand in Hand mit Ergebnisorientierung – der Fokus sollte auf klaren Zielvorgaben und messbaren Ergebnissen liegen. Dazu gehört, Verantwortungen klar zu delegieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass Teammitglieder die Autonomie haben, ihre Aufgaben eigenständig zu bewältigen.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind ebenfalls entscheidend, da Remote-Arbeit häufig unvorhersehbare Herausforderungen mit sich bringt, wie technische Probleme oder unterschiedliche Zeitzonen. Ein guter Remote Team Leader sollte in der Lage sein, schnell auf Veränderungen zu reagieren und kreative Lösungen zu finden, um den reibungslosen Betrieb aufrechtzuerhalten.

Remote Team Management über Kulturkreise hinweg

Zuletzt ist kulturelle Sensibilität (Cross-Cultural Leadership) häufig von großer Bedeutung, insbesondere in internationalen Teams, die etwa beim IT-Outsourcing oder Nearshoring entstehen. Ein Leader sollte ein Bewusstsein für kulturelle Unterschiede haben und diese aktiv in die Teamdynamik einbeziehen, um ein inklusives und produktives Arbeitsumfeld zu schaffen.

Was Cross-Cultural Transformational Leadership ist?
Cross-Cultural Transformational Leadership bezieht sich auf die Leadershipfähigkeit einer Führungskraft, die in der Lage ist, Menschen aus verschiedenen Kulturen zu motivieren und zu inspirieren, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Dabei schafft die transformationale Führung ein positives, integratives und inklusives Arbeitsumfeld, welches auf Vertrauen, Zusammenarbeit und Respekt basiert. Dadurch werden die Mitarbeiter zu Höchstleistungen angespornt.

Mehr zum Thema Zusammenarbeit im Rahmen von Nearshoring-Projekten finden Sie in meinem Buch zum Captive Nearshoring für den Mittelstand.

6 Tipps für die virtuelle Zusammenarbeit

  1. Virtuelle Zusammenarbeit fußt auf guter Kommunikation. Jedem Teammitglied muss klar sein, was von ihnen erwartet wird. Außerdem sollen Prozesse für die neue Arbeitsweise etabliert und allen Beteiligten vermittelt werden. Dadurch haben alle einen festen Rahmen für ihre Arbeit und wissen beispielsweise, welche Ergebnisse sie an welchem Ort rückmelden sollen. Schaffen Sie Missverständnisse sobald möglich aus der Welt und vermeiden Sie sie durch klares Kommunizieren.

  1. Apropos Missverständnisse: Gestik und Mimik machen einen großen Teil der menschlichen Kommunikation aus. Selbst in Videocalls ist das nur eingeschränkt möglich. Motivieren Sie dazu, dass alle Teilnehmenden ihr Video einschalten und verdeutlichen Sie, dass es wichtig ist, in die Gesichter der Personen zu schauen. Damit das ohne Verzögerung und Verzerrung geschieht, benötigen alle Teilnehmenden gutes Equipment und eine ausreichende Bandbreite.

  1. Machen Sie stets deutlich, dass es auch an verschiedenen Orten um das gleiche gemeinsame Ziel geht. Jeder Person sollte klar sein, welches das ist und wie sie selbst zum Unternehmenserfolg beitragen kann. Dadurch stärkt man den Zusammenhalt im Team, vermittelt Vertrauen – es geht um Ergebnisse und nicht unbedingt um den Weg dorthin – und erhält so die Motivation.

  1. Schaffen Sie als Führungskraft einen Rahmen für den Austausch von Feedback. Leader, die vorher nach der Philosophie „meine Tür steht immer offen“ gearbeitet haben, müssen einen Weg finden, dies auch in der Ferne umzusetzen. Bieten Sie beispielsweise eine regelmäßige virtuelle Sprechstunde an, die Sie für Ihr Team blocken, wenn jemand Redebedarf hat. Und sorgen Sie umso mehr für regelmäßige Feedbackgespräche – in beide Richtungen. Ebenso haben sich anonyme Umfragen bewährt.

  2. Die virtuelle Arbeitsweise ist für die meisten Menschen ein Umlernen. Das bedeutet, durch Weiterbildungen und Seminare darauf vorzubereiten. Sind die neuen Prozesse etabliert, müssen sie geschult werden, ebenso, wenn Sie neue Tools einführen. Gleiches gilt natürlich auch für Kommunikationsfertigkeiten und Moderationskenntnisse – für neue Mitarbeitende und solche, die schon länger zum Unternehmen gehören.

  1. Dies ist eine der größten Herausforderungen: Neue Teammitglieder so zu integrieren, dass sie Anschluss finden. Häufig gibt es deshalb eine Einführungsphase vor Ort. Gleichzeitig können Sie über Vorstellungsrunden in den einzelnen Teams nachdenken oder als Teambuilding zu virtuellen oder örtlichen Events einladen. Diese bieten sich genauso gut für das Feiern von Erfolgen an (siehe Punkt 3 „gemeinsames Ziel“).

Ein Extra-Tipp: Teamwork makes the (remote) dream work. Tauschen Sie sich auf der Führungsebene aus und besprechen Sie, welche Vorgehensweisen in der New-Work-Welt gut funktionieren und welche nicht. Manch einer ist da schon auf sehr kreative Lösungen gekommen.

Fazit: Ein guter Remote Team Leader zu sein, lohnt sich

Vom Digital Leader zum erfolgreichen Remote Team Leader ist es heute nur ein kleiner Schritt, aber einer mit großer Wirkung. Durch den gezielten Einsatz moderner Tools und Technologien können Führungskräfte nicht nur den Überblick behalten, sondern auch die Kommunikationswege in verteilten Teams effektiv gestalten. Trotz der Herausforderungen, die das Remote Leadership mit sich bringt, bieten sich enorme Chancen: Vertrauen, Flexibilität und eine klare Ergebnisorientierung sind die Schlüssel zum Erfolg. Indem Sie diese Prinzipien beherzigen und sich kontinuierlich weiterentwickeln, können Sie Ihre Teams motivieren, Höchstleistungen zu erbringen, unabhängig von ihrem Standort.

Gehen Sie mit gutem Beispiel voran: Seien Sie vertraut mit der Technik, um Ihr Team zu inspirieren. Zeigen Sie Disziplin und Selbstorganisation, um als Vorbild zu dienen. So legen Sie den Grundstein für eine produktive und erfüllende Zusammenarbeit in der digitalen Arbeitswelt.

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Titelbild: Adobe Firefly

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