Übersicht:
Auswahl eines geeigneten Sourcing-Standorts
Erstellen Sie jetzt eine Long-Liste der Länder, welche sich auf den ersten Blick für Ihr Projekt im IT-Sourcing eignen. Stellen Sie alle Informationen zusammen, die Sie beispielsweise auf den Seiten des Auswärtigen Amts recherchieren können. Auch der Fragile States Index hilft, die politische Situation im Land zu bewerten. Die Informationen sollten alle für Sie relevanten Aspekte umfassen, wie bspw.:
- Entfernung
- Dienstleister-Angebot
- Schwerpunkte & Qualität der Ausbildung / bei den Leistungen
- Währung, Bruttoinlandsprodukt – Preise
- Situation des Arbeitsmarkts: Wie viel einfacher ist Fachkräfte-Recruiting vor Ort?
- Politische Situation im Land
Wie wichtig ist nun unter diesen Punkten eine stabile politische Situation? Grundsätzlich kann sich diese auf alle anderen Bereiche auswirken: Die Zusammenarbeit mit anderen Ländern könnte eingeschränkt werden, die Wirtschaft Einbußen verzeichnen, sodass Geschäftspartner und Dienstleister schließen müssen und vieles mehr. Auch die Außenwirkung einer Geschäftsbeziehung ist dabei nicht zu unterschätzen. So beobachten wir während der Ukraine-Krise, dass Geschäftsbeziehungen und -Standorte in Russland aufgegeben werden oder auch Sponsoren von Vereinen entfallen.
Um das tatsächliche Risiko bei einer Zusammenarbeit mit politisch instabilen Ländern einzuschätzen, hilft eine Risikoanalyse.
Risikoanalyse für IT-Sourcing in politisch instabile Länder
Eine Risikoanalyse hilft zunächst dabei, einzuschätzen, wie kritisch die (geplante) Beziehung zu dem Land für das gesamte Unternehmen ist. Sinnvoll ist es, unterschiedliche Szenarien durchzuspielen und jeweils einen Plan B parat zu haben. Evaluieren Sie:
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Was ein kurz-, mittel- oder langfristiger Ausfall der Dienstleistungen für Ihre Firma bedeutet,
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ob diese Lücke abgefangen werden könnte oder die digitale Existenz bzw. die „Existenz” bestimmter Bereiche im Unternehmen davon abhängen.
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Wäre es im Fall einer politischen Krise möglich, bestimmte Mitarbeiter (zumindest “Keyplayer”) nach Deutschland zu holen oder die Dienstleistung wieder ins eigene Unternehmen zurückzuholen?
Überlegen Sie sich in diesem Zusammenhang auch eine Strategie für den Worst-Case, den plötzlichen Totalausfall der Dienstleistung. Beispielsweise könnte es sich lohnen, einen Dienstleister in der Hinterhand zu haben aus einem Land, das von der politischen Krise möglichst wenig betroffen wäre. Im Fall der Ukraine sind auch die Nachbarländer wie Belarus betroffen, die ebenso beliebte Standorte für IT-Outsourcing waren. Sicherer ist, wenn Wahlland A also eine gewisse Entfernung von Wahlland B hat und nicht davon auszugehen ist, dass beide Länder im Fall eines Konflikts maßgeblich beteiligt wären.
Beachten Sie dabei auch: In Krisensituationen spielt die Zeit gegen Sie. Stellen Sie sich also ebenso die Frage, wie garantiert werden kann, dass ein Know-how-Transfer vom Partnerland zu den Mitarbeitern der „Ausweichlösung“ erfolgt, und zwar möglichst kurzfristig.
Das Ziel Ihrer Risikoanalyse ist erreicht, wenn Sie die infrage kommenden Länder anhand des Risikos und des Nutzens bewerten und untereinander vergleichen können. Der nächste Schritt: die Auswahl des spezifischen Sourcing-Anbieters im gewählten Land.
Im Fall der Fälle
Im besten Fall kommt jetzt der Plan aus Ihrer Risikoanalyse zu Hilfe. Höchstwahrscheinlich müssen Sie jetzt mit erhöhten Kosten rechnen und sehr wahrscheinlich sogar mit Ausfällen der Leistung. Daher sollten Sie zügig agieren und eine alternative Sourcing-Strategie umsetzen.
In jedem Fall sollten Sie Länder in politischen Krisen und deren Einwohner nicht im Stich lassen und die wirtschaftliche Grundlage entziehen. Finden Sie eine gute Lösung für alle Parteien.
Einfluss nutzen – der andere Effekt des Sourcings
Fazit: Auf Sourcing verzichten?
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Titelbild & Illustration: blush.design